Wieder ist ein Reiseanbieter pleite. Wobei FTI beileibe kein „Kleiner“ ist. Was du als Betroffener der FTI-Pleite tun kannst und vor allem musst, erfährst du hier.
Wieder trifft es einen der Großen. FTI Touristik mit Sitz in München, die Nummer drei unter den deutschen Reiseanbietern, meldete überraschend Insolvenz an. Diese Pleite betrifft tausende Urlauber. Du gehörst dazu? Dann fragst du dich sicher, wo du dich informieren kannst? Was überhaupt mit deinem Urlaub ist? Welche Rechte du hast? Hier findest du die wichtigsten Antworten zur FTI-Pleite!
Wo kann ich mich als Kunde informieren?
FTI hat eine kostenlose Hotline eingerichtet. Diese erreichst du unter:
089 / 710 45 14 98
Infos bietet FTI zudem auf seiner Website an:
https://www.fti-group.com/de/insolvenz
Was, wenn ich schon im Urlaub bin?
Zuerst einmal: Bleib‘ ruhig. Es soll weder Urlauber geben, die aus ihren Hotels fliegen noch am Flughafen stranden. Zumindest laut dem Auswärtigen Amt. Dieses trommelte bereits einen Krisenstab zusammen. Mit Hilfe vom Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) und dem Deutschen Reiseverband (DRV) will dieses in Not geratenen Urlaubern beistehen. Vor allem bei der Heimreise.
Der DRSF wurde übrigens eben wegen einer solchen Pleite aufgelegt. Und zwar 2019, als Thomas Cook bankrott ging. Die Versicherer übernahmen damals wegen einer Haftungsbeschränkung nur einen kleinen Teil der Kosten. Dafür musste der Bund mit zig Millionen einspringen.
Das Versprechen: Zusammen mit FTI will man eine Lösung finden. Zumindest, was Pauschalreisende angeht. Aber auch Individualreisende will FTI nicht hängenlassen.
FTI-Pleite: Was ist mit meiner Pauschalreise?
Hast du eine Pauschalreise bei
- 5vorFlug
- BigXtra oder
- FTI
gebucht? Dann ist diese beim Abreisedatum (Abflug) vom 3. bis 5. Juni (Mo – MI) storniert. Das muss FTI laut eigener Aussage wegen der Gesetzeslage. Eine Entschädigung soll der DRSF leisten.
Geht deine Reise erst am 6. Juni (DO) los? Dann will FTI die Reise möglich machen. Ansonsten soll wieder der DRSF einspringen.
Wichtig: Der DRSF greift nur bei Pauschalreisen. Nicht aber bei Individualreisen. Wenn du also etwa das Hotel selbst gebucht hast.
Was unterscheidet Pauschal- und Individualreise?
Unter Pauschalreise versteht die Branche ein Paket aus (mindestens) Flug und Hotel. Eventuell sind weitere Extras wie ein Mietwagen inbegriffen. In diesem Fall greift wie gesagt der Reisesicherungsfonds.
Hast du Hotel, Flug, Mietwagen etc. selbst bzw. einzeln gebucht, spricht man von einer Individualreise. In diesem Fall greift der Sicherungsfonds NICHT. Dennoch will FTI auch für solche Urlauber alles Mögliche tun. Ein Versprechen ist das allerdings nicht.
Wichtig: Hast du deine Reise bereits angetreten, sollst du du diese zu Ende bringen. FTI will sich bei allen Betroffenen melden. Passiert das nicht, frage unbedingt bei der FTI-Hotline nach.
Kann ich meine FTI-Reise umbuchen?
Wenn deine Reise von FTI storniert wurde, nicht. Heißt für dich als Betroffenen: Du musst deinen Urlaub noch mal bei einem anderen Reiseanbieter buchen. Sowie bezahlen. Deine Hoffnung in dem Fall ist der Reisesicherungsfonds.
FTI selbst steht mittlerweile unter einem Insolvenzverwalter. Das zuständige Amtsgericht München ernannte hierzu vorläufig Rechtsanwalt Axel Bierbach.
Welche Marken sind neben FTI betroffen?
Einige. Und zwar:
- FTI
- BigXtra
- 5vorFlug
Sowie die Mietwagen-Anbieter
- DriveFTI
- Cars&Camper
- Meeting Point Rent-a-Car
Apropos: Du hast zwar bei FTI gebucht, der eigentliche Reiseveranstalter ist jedoch TUI oder ein anderer? Dann schaut es gut für dich aus. Denn dann war FTI lediglich Vermittler der Reise.
Wie kam es überhaupt zur FTI-Pleite?
Das liegt wohl an Corona. Wegen der Pandemie geriet die FTI Group – immerhin 11.000 Mitarbeiter – in Schieflage. Der Staat sprang ein. Fast 600 Millionen Euro zahlte der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) als Stütze an FTI. Zurückzahlen konnte das Unternehmen angeblich nur eine mittlere Summe in zweistelliger Millionenhöhe.
Vor kurzem wollte wohl ein Konsortium rund um US-Investor Certares einsteigen. Zum symbolischen Kaufpreis von einem Euro wollte Certares die FTI Group mit 125 Millionen Euro stützen. Allerdings mussten dafür noch die Wettbewerbshüter grünes Licht geben. Das dauerte wohl zu lange. Viele Hotels waren angeblich verunsichert und wollten FTI keine Kapazitäten anbieten. Entsprechend schrumpfte das Angebot von FTI, was die Einnahmen drückte.
Davon ab sollen viele Zulieferer auf Vorkasse gepocht haben. Dafür fehlten FTI die Mittel.
Ist die FTI-Pleite ein Sonderfall oder krankt die Branche?
FTI ist wohl ein Einzelfall. Die Reisebranche hat sich von Corona gut erholt. Größen wie TUI oder DER Touristik (REWE) gelten als finanziell abgesichert. Der Münchner Fall ist somit kein Maßstab für die Reisebranche.
Warum springt der Staat nicht (wieder) ein?
Gute Frage. Der Bund lehnt weitere Finanzspritzen ab. Einem Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums zufolge liegt das an verschiedenen Gründen. Zumal es schon viel Hilfe vom Staat gab.
Quelle: tagesschau.de
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