Du suchst ein Haus oder eine Wohnung? Dann Obacht: Die Floskeln der Verkäufer klingen oft besser als sie sind. Lage mit Potenzial? Zentrale Lage? Makler-Deutsch übersetzt!
Eine Wohnung bzw. ein Haus in guter Lage zu finden, gleicht einem Sechser im Lotto. Umso mehr, wenn Haus oder Wohnung halbwegs bezahlbar sein sollen. Wichtig bei der Suche: Lass’ dich nicht von den typischen Makler-Floskeln blenden. Diese klingen gut, sind meist aber alles andere. Im schlimmsten Fall bist du auf alle Zeiten ruiniert. „Sprichst“ du jedoch Makler-Deutsch, ersparst du dir manche böse Überraschung. Was die Floskeln wirklich heißen…
Liebhaberobjekt gleich Bruchbude
Liebhaberobjekt, Objekt mit Potenzial oder Objekt für Handwerker? Klingt toll, steht in der Regel aber für eine Bruchbude. Mit anderen Worten: Du brauchst Geld, Zeit und Nerven, um dieses „Liebhaberobjekt“ in dein Traumhaus zu verwandeln. Weil du renovieren musst ohne Ende. Hast du Bock auf ein solches Projekt, viel Spaß. Immer ran. Zumal du durchaus ein Schnäppchen machen kannst. Ansonsten: such’ weiter.
Die Makler-Floskel gut erhalten oder charmanter Altbau ist nicht viel besser. Fenster, Türen und Böden sind wahrscheinlich noch in Ordnung. Doch renoviert wurde dieses Haus schon länger nicht mehr. Im Gegenteil: Strom- und Wasserleitungen sowie die sanitären Anlagen stammen im schlimmsten Fall aus der Nachkriegszeit. Modern ist nichts, außer das Inserat in der Zeitung. Du hast also wieder viel zu tun.
Ebenfalls Vorsicht gilt bei einem individuellen Schnitt, individuellen Grundriss oder einer außergewöhnlichen Architektur. Bei solchen Objekten waren entweder der Architekt oder die Handwerker total neben der Spur. Denn übersetzt heißen diese Floskeln schräge Wände, verwinkelte Räume und wenige Stellflächen. Das kannst du durchaus mögen, mit der Küche von IKEA wird es aber nichts. Stattdessen musst du für eine Einbauküche viel Geld löhnen, damit diese überhaupt in die Küche passt. Auch sonst ist viel Kreativität bei der Einrichtung gefragt – sowie viel Geld für maßgefertigte Möbel.
Maklerdeutsch: Obacht bei zentraler Lage
Die Lage der Immobilie stellen Makler ebenfalls gern in den schönsten Farben dar. Doch ob das Makler-Deutsch deinen Wünschen entspricht? Lass’ uns mal schauen…
Wohnung in zentraler, gefragter oder verkehrsgünstiger Lage? Oha, Vorsicht. Damit meint der Makler vielleicht wirklich einen schönen Stadtteil. Oder er umschreibt blumig die örtliche Partymeile, die Stadtautobahn, die S-Bahn oder eine vielbefahrene und somit laute Kreuzung. Eventuell auch den Flughafen mit Nachtflugerlaubnis.
Eine familienfreundliche Wohnlage ist kaum besser. Kita oder Schule liegen direkt nebenan. Kurzum: Diese Makler-Floskel steht in der Regel für eine laute Gegend. Wohnen im Grünen sowie unberührte Natur meint wieder das genaue Gegenteil. Hier hast du Ruhe satt. Allerdings auch einen schlechten Nahverkehr, keinen Supermarkt, keinen Arzt, keine Schule in der Nähe. Ohne Auto bist du hier sprichwörtlich erschossen. Echtes Landleben also.
Ein seriöses Umfeld muss jedoch auch das Goldene vom Ei meinen. Denn im Maklerdeutsch steht diese Umschreibung für ein Geschäftsviertel. Viele Firmen, vielleicht sogar Fabriken, kaum Restaurants, keine Bars. Tagsüber ist hier viel los, Parkplätze somit Mangelware. Dafür herrscht abends tote Hose.
Vorsicht bei diesen Makler-Floskeln
Auch eine Lage mit Potenzial oder ein aufstrebendes Viertel deutet auf nichts gutes hin. Möglicherweise entsteht hier gerade ein neues Trendviertel, Baustellen und Baulärm sind dir somit sicher. Und zwar über Jahre. Schau’ dir besser mal den Bebauungsplan der Gegend an.
Magst du es gemütlich? Dann Vorsicht bei Beschreibungen wie puristisch, lichtdurchflutet oder Neuinterpretation. Diese Floskeln stehen im Makler-Deutsch für viel Glas und Stahl. Das ist modern, im Sommer aber vor allem warm. Heiß. Ohne Klimaanlage geht in seiner solchen Immobilie nichts. Denk’ an die aktuell hohen Preise für Strom. Sowie an die Preise von Gas. Denn im Winter musst du wieder heizen ohne Ende.
Hochwertig oder mit allem, was das Herz begehrt steht wiederum für überteuerte Einbauten und Einbauküchen. Wenn dir diese gefallen, Glückwunsch. Wenn nicht, Pech. Du zahlst trotzdem. Weil sie zur Immobilie gehören. Ob die Einbauten ihren Zweck erfüllen, interessiert dabei nicht. Zumindest nicht den Makler.
Makler-Deutsch: Das große Floskel-Fazit
Das Fazit? Nimm die blumige Sprache der Makler bloß nicht für bare Münze. Zumal gerade der Kauf einer Immobilie meist eine Entscheidung für das ganze Leben ist. Schau’ dir Haus oder Wohnung daher genau an. Stellt sich die Immobilie als Bruchbude raus, lass’ es. Denn letzten Endes geht es um dein Geld. Du hast die Schulden für die Baufinanzierung am Hals, nicht der Makler.
Apropos: Makler sind per Gesetz verpflichtet, dir als Käufer alle bedeutenden Informationen zur Immobilie zu nennen. Verschweigt er dagegen bekannte Mängel, steht der Makler wegen seiner Aufklärungspflicht in der Haftung. Einen Schwindel musst allerdings du beweisen. Zumal der Makler den Angaben des Verkäufer blind vertrauen darf. Ein Grund mehr, genau hinzuschauen und eventuell einen Gutachter zu bezahlen.
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